Der Schwarzburgbund

Die Wilhelmitana ist Mitglied des Schwarzburgbundes.

« Mit dem Wort statt mit dem Degen fechten! » – war der Grundtenor derer, die im Jahre 1836 in Uttenreuth bei Erlangen die erste deutsche nichtschlagende Verbindung gründeten. 1858 taten sich deren Vertreter – evangelische Theologen der Uttenruthia – in Ilmenau mit einer gleichgesinnten studentischen Vereinigung – der Tuiskonia Halle – zu einem ersten Kartell zusammen. Daraus wurde die Grundzelle des Schwarzburgbundes.

In diesem Verband hatten sich 1887 dann (unter diesem Namen) eine Anzahl von im Wesen christlich bestimmten, aber konfessionsungebundenen Verbindungen mit dem Prinzip der Ablehnung von Duell und Mensur zusammengefunden. Der Grundsatz der christlich-sittlichen Entwicklung bei gleichzeitiger Forderung nach einer freien Entwicklung der Persönlichkeit ohne Bindung an ein dogmatisches Bekenntnis war und blieb stärkstes Merkmal dieses Bundes, und aus der Spannung zwischen beiden Ansprüchen lebt die Eigenart des Bundes mit der ihm eigenen Liberalität bis heute.

Bereits die Gründer wußten, daß es sinnvoller sei, sich im Gespräch statt im Duell zu einigen, daß ein Duell überflüssig werde, wenn eine « dem Du zugewandte Anschauung » Leben und Handeln bestimme. Deshalb waren auch Trinkpflicht und andere – bei den bis dahin in allen schlagenden Verbindungen bestehende – Gebräuche den Gründern im Jahre 1836 zuwider. Noch wirkte die Idee des Hambacher Festes von 1832 in den Gründungsprotokollen der Urverbindungen, noch fand sich in den Wahlsprüchen der Urverbindungen das Wort « frei », das aus der politischen Intention dieser ersten Protestveranstaltung im studentischen und auch im deutsch demokratischen Geschichtsverstehen herrührt und noch heute den politischen Auftrag unserer Studentenzirkel umgreift. Die jugendliche Lebendigkeit bei aller inneren Unverrückbarkeit der Werte – geprägt vom Inhalt der Nächstenliebe – hat immer wieder vermocht, junge Menschen zum lebenslangen Engagement zu begeistern. Die Grundsätze des Bundes:

Liberalität: die freie Entwicklung der Persönlichkeitaus festen, unverrückbaren Grundsätzen, die lebbare Basis einer freien Lebensgestaltung

  • Christianum: Lebensführung aus der Grundlage der christlichen Ethik heraus
  • Mäßigkeit: Handeln in sittlicher Verantwortung und Verwerfung des Trinkzwangs
  • Duellverwerfung: Ablehnung des Zweikampfes und jeder Art von über Selbstverteidigung hinausgehender Lebensgefährdung

sind auch heute noch Grundlage, auf und aus der die 26 aktiven Verbindungen und die 41 Altherrenvereine leben – vertreten in 24 deutschen Universitätsstädten und in Österreich in Wien und Innsbruck. Sie sind auch die Grundlage, aus der die Mitglieder auch heute noch das Ideal des Lebensbundes verwirklichen, erleben, einfach dadurch, daß den jungen Studenten die Bundesbrüderlichkeit vorgelebt wird, sie zum Erleben wird. Der Versuch, irgendwo den Bundesbruder in der Welt als Freund, als unbekannten Bruder erfahren zu können und dies zu erleben, ist eine der tiefgehensten Erfahrungen..

Im gemeinsamen Gestalten und Erleben Freundschaften, Kontakte, Verstehen zu finden über Generationen hinweg ist ein Urerlebnis. Durch das Mit-einander aneinander zu wachsen formt Persönlichkeiten, die Antworten auf die Fragen unserer Zeit aus den geschilderten Grundsätzen zu geben wissen – die ein Leben lang immer aufs neue diesen Versuch wagen…

Im Bund bleibt die Individualität – sie ist uns ein hohes Gut – als Kreativität erwünscht, und das Spektrum des Schwarzburgbundes bietet eine Palette vom festen studentischen Comment und dem Farbentragen als Ausdruck des « Farbe-Bekennens » bis hin zur akademischen wissenschaftlichen Gemeinschaft auf Lebenszeit, bietet dem Studenten (und vielerorts auch der Studentin) Halt, Anhaltspunkt und Hilfe.

Inhalte und Freiräume der Grundprinzipien des Schwarzburgbundes, die 398 Aktive und 2752 Philister zu motivieren vermögen, bieten das Angebot in der Seelenlosigkeit und Vermassung des Universitätsbetriebes.

Liberalitas, religio, scientia, amicitia sind die Rezeptformeln, zu sich selber zu finden, in der Gruppe zu wachsen und seine Persönlichkeit so selbst zu formen. Mensch zu werden und ein Leben lang verstehend, gebend, fühlsam zu sein und dabei selbstbewußt und wahrhaft…

Was der Schwarzburgbund fordert, ist kritisches Bewußtsein, Offenheit für neue Ideen, aber auch für überlieferte Formen und Ideale. Ist Achtung vor der Persönlichkeit und vor dem Menschen. Und die Bereitschaft, im steten Geben und Nehmen mit den anderen zusammen eine lebendige Gemeinschaft aufzubauen. Lebenslang.

Stark gekürzt aus einem Aufsatz von Pfarrer i.R. Klaus-Detlef Pohl (SBV Wikingia Kiel, AV Nicaria Tübingen) und Dr. med. Heinrich-Josef Riotte (B! i.SB Nassovia Tübingen, B! i.SB Mainfranken Würzburg, L! i.SB Südmark Innsbruck). Beide Autoren sind Träger der Ehrennadel des Schwarzburgbundes.

Eine vollständige Liste der SB-Verbindungen findest du unter http://www.schwarzburgbund.org/